KI im Zeitraffer: Fortschritt, der uns überrollt?
KI ist das Thema. Immer noch. Die Geschwindigkeit, mit der es sich entwickelt, ist aber eine andere, als wir sie jemals zuvor erlebt haben. Wenige Monate fühlen sich inzwischen an wie Jahre im Zeitraffer. Auf den ersten Blick könnte man meinen: Das ist doch cool! Wir sind mitten im Fortschritt! Doch es gibt eine andere Perspektive, die viel zu wenig in den Vordergrund gerückt wird.
Das Internet und der Computer haben damals zwar auch dafür gesorgt, dass einige Berufszweige verschwanden, dienten aber überwiegend dazu, den Menschen zu ergänzen. Es ging Hand in Hand. Mensch und digitale Welt. Jetzt haben wir eine komplett neue Situation: Menschen werden nicht mehr nur ergänzt, sie werden komplett ersetzt.
Der unsichtbare Pakt: Wenn die KI den Job übernimmt
Wir erleben es bereits in Branchen wie der Anime-Industrie, im Gamedesign oder in der Werbung. Ganze Abteilungen werden von heute auf morgen auf die Straße gesetzt. Zuvor haben sie der KI noch selbst beigebracht, wie sie ihre Arbeit machen soll, und ihr komplettes Know-how weitergegeben, damit die KI lernen konnte, sie zu ersetzen.
Am Anfang hieß es noch, die KI werde natürlich unterstützend sein und die wertschöpfende Arbeit des Menschen nicht antasten. Davon ist im Jahr 2025 nichts mehr übrig. Menschen werden so schnell es geht ersetzt, und wir stehen hier erst am Anfang. Wir treten in die Ära der KI-Agenten ein – spezialisierte KIs, die komplexe Aufgaben selbstständig abarbeiten. Das ist keine Science-Fiction mehr. Der Geschäftsführer von Anthropic (Claude AI) prognostizierte, dass in den nächsten Jahren über 50% der Büro- und Wissensarbeitsplätze ersetzt werden könnten. Gut für die Unternehmen. Aktionäre haben ein Lächeln im Gesicht. Eine Katastrophe für alle anderen.
Was passiert, wenn die Arbeitslosenzahlen weltweit massiv steigen, weil Menschen keiner sinnstiftenden Arbeit mehr nachgehen können? Es folgen Unzufriedenheit, mentale Krankheiten, Wut und Angst. Aber vor allem stellt sich eine existenzielle Frage: Wer zahlt dann noch in die Sozialsysteme ein? Die KI kostet Unternehmen keine Sozialabgaben, keine Rentenversicherung, keine Krankenkasse. Bricht unser System unter dieser Last zusammen?
Politische Ignoranz: Ein „Weiter so“ ins Chaos?
Während dieses Szenario immer realer wird, führen wir hierzulande Debatten, die nicht blöder sein könnten. Anstatt unser Sozialsystem zukunftsfest zu reformieren, kürzen wir es. Stimmen, vor allem aus den Reihen der „christlichen“ Parteien, scheinen die Menschenwürde am liebsten ganz abschaffen zu wollen und den Menschen nur noch als billiges Produkt zu betrachten. Ein z. B. Wirtschaftsrat der CDU wirkt dabei immer mehr wie ein Verbund von Pharaonen, die auf ihre Pyramidensteinschlepper herabblicken. Houston, wir haben ein Problem. Die trojanischen Pferde sind ausgelaufen.
Es wirkt, als ließe man alles sehenden Auges geschehen. Anstatt die Menschen aufzufangen und präventiv zu handeln, bereitet man sich scheinbar auf eine Gesellschaft vor, in der eine kleine Managementebene überlebt, während der Rest im Kolosseum um Essen und ein Dach über dem Kopf kämpft. Es ist schockierend, wie die Augen verschlossen werden und was für ein Brainrot in der Politik herrscht. Vor allem eine der Regierungsparteien versucht krampfhaft, am Alten festzuhalten, anstatt Pläne für die Realität von morgen zu schmieden. Oder schlimmer: Sie wirkt oftmals so, als würde sie die Augen nicht verschließen, sondern handelt bewusst nach dem Motto „Alles für den kleinen Kreis, nach uns die Sintflut.“
Das vergiftete Netz: KI als Waffe der Desinformation
Auch als Nutzer im Internet erleben wir eine große Gefahr. Das Netz wird bereits von KI-generierten Texten, Videos und Podcasts überschwemmt, die täuschend echt wirken. In sozialen Medien kursieren Deepfake-Videos von Personen des öffentlichen Lebens, die Aussagen tätigen oder Taten begehen, die so nie stattgefunden haben. Menschen fallen darauf herein, weil es an Medienkompetenz mangelt und präventives Handeln sowieso nicht im Trend zu liegen scheint.
Halbgare Deepfake-„Verbote“ bringen nichts, wenn die Bestrafung ausbleibt. Schon jetzt verweigern viele Plattformen die Zusammenarbeit mit Behörden. Wir werden die Kapazitäten nicht haben, die Flut an Beschwerden abzuarbeiten. KI wird missbraucht, um zu diffamieren, zu verleumden oder einfach nur zum Spaß am Mobbing – ohne Angst vor Konsequenzen.
Die Gefahr wird noch persönlicher. Vergesst die SMS mit z. B. „Hallo Mama, mein Handy ist kaputt“. Bald erhaltet ihr einen Anruf mit der perfekt geklonten Stimme des Kindes (Enkels usw.), das panisch um Hilfe bittet und Geld benötigt, untermalt von einem KI-generierten Beweisbild. Das ist die Realität, die bereits beginnt. Und wir liefern dafür freiwillig alle Daten in den sozialen Medien. Wie bereits im ersten Teil der Kolumne gesagt: Wir Menschen liefern alles dafür, um uns selbst zu ersetzen, oder täuschend echte Klone von uns generieren zu lassen. Denn inzwischen steckt gefühlt hinter jeder Plattform eine KI, die von uns jeden Text, jedes Bild und unsere Stimme kennt. Was sich damit alles anstellen lässt, während das alles zentralisiert in den Händen von wenigen Konzernen ist…
Mehr zum Thema Desinformation und die Macht der Algorithmen werde ich demnächst in einem großen Propaganda Report festhalten.
Es braucht einen Plan für eine menschliche Zukunft
Unser Kapitalismus und unser Sozialsystem sind in ihrer jetzigen Form ein Auslaufmodell. Wenn wir nicht handeln, läuft alles darauf hinaus, dass eine kleine Elite mit einem Gottkomplex uns und unser Leben kontrolliert.
Wir brauchen dringend Konzepte wie z. B. ein bedingungsloses Grundeinkommen oder Sozialabgaben für jede KI, die einen menschlichen Arbeitsplatz ersetzt, Umschulungsprogramme in großem Stil, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, Besteuerung von Datennutzung und KI-generierten Gewinnen. Nur so können wir sicherstellen, dass die Maschine uns das Leben erleichtert und ergänzt – es uns nicht nimmt und wir nicht im Chaos enden. Es ist höchste Zeit, dass wir uns darüber ernsthafte Gedanken machen und dieses Zukunftsthema voranbringen anstatt darüber zu streiten, ob eine vegane Wurst „Wurst“ heißen darf.




























































Ich habe eine kleine Auszeit hinter mir. Während meiner Auszeit habe ich sehr viel meiner Arbeit für u.a. die Württembergische, RECARO, IBM, Lieferheld, Hitachi, Fiat, 20th Century Fox, verschiedenen Business Angels, Corporate Startups, Accelerator Programme, Adel, Influencer, Personen des öffentlichen Lebens u.v.m. reflektiert und immer wieder fiel mir das Gleiche auf. Während im Leben einfach unfassbar viel künstlich verkompliziert wird, dürfen wir eines nie aus den Augen verlieren: Die Basis. Denn egal mit welchen Unternehmen ich zu tun hatte, egal durch welche Gänge ich gelaufen bin, eine Melodie hat mich immer begleitet: Wer – Wie – Was – Wieso – Weshalb – Warum, wer nicht fragt bleibt dumm.


